Fortführung „großes Trallala“ mit Jörg und Much

in der alten Schule (Neustift) für neues Leben (Stubai) – 7. September, Dienstag, 10 bis 16 Uhr

Das könnte Schule machen
Gasttext von Jörg Wunram

Die alte Schule in Neustift war eine „Lehranstalt“. Seit gut zwei Jahren ist sie eine „Leeranstalt.“ Die Räume, Flure und Turnhallen sind verwaist. Nun soll wieder Leben in das Gebäude einkehren. Aktivitäten, die genauso vielfältig sein können, wie das Leben ist. Bunt, überraschend, fordernd, fördernd, heiter, nachdenklich, schöpferisch, anstrengend, innovativ. Das Spektrum ist breit. Denkschranken sind unerwünscht. „Ich bin offen für alle und alles“, sagt die Schule, die am vergangenen Montag erstmals seit langem wieder Gastgeberin für etliche Menschen war. Einer davon: Jörg Wunram (JW) von der Online-Plattform www.eventoplena.de. Die Schule hat den Vater, Journalisten, Blogger, Autor und Strudelvernichter aus dem fernen Hamburg interviewt:

Schule: Griaß di…

JW: Bei uns im Norden sagen wir Moin…

Schule: Ja, man lernt nie aus. Als Schule sowieso nicht. Schön, dass du da bist. Wie findest du mich?

JW: Ich darf ehrlich sein?

Schule: Als ich noch in Betrieb war, wurde Ehrlichkeit gelehrt und gepredigt. (…) Ich höre…

JW: Ich bin positiv überrascht. Weil du noch recht gut intakt bist. Als ich durch die Klassenräume gegangen bin, dachte ich mir: War hier gestern noch Unterricht? So wirkte es auf mich. Das ist auch ein bisschen gespenstisch, hatte etwas von einer kleinen „lost world“. Ich finde so etwas ja spannend. Jedes Ende ist ein Anfang.

Schule: So ähnlich lautet übrigens unser Slogan: Alte Schule – neues Leben.

JW: Der trifft es gut. Das sollte Schule machen. Also über die Grenzen des Stubaitals hinaus. Denn leerstehende Gebäude gibt es überall. Und die verfallen. Also eine kleine Auffrischung könnte dir auch guttun.

Schule: Schule to go! Haha. An meinem Erscheinungsbild arbeite ich. Der erste Eindruck zählt. Was hat dich am meisten beeindruckt bei deinem Rundgang.

JW: Ganz wichtig, dass doch zahlreiche interessierte Leute da waren, die sich informiert haben. Und: Sie haben sich sofort und ohne Berührungsängste kreativ ausgetauscht. Man darf ja nicht vergessen, dass der Termin der erste offizielle war, wo Menschen an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren konnten. Als Lehrer, Schüler oder oder. … Ich habe bei ihnen so etwas wie Rührung bemerkt. Aber auch leuchtende Augen.

Schule: Echt?

JW: Ja. Eine Mischung aus Erinnerung und Ermutigung. Ein Mix aus Erfahrungen auf der Schulbank und innovativen Ideen, für die im Unterricht früher vielleicht kaum Platz gewesen wäre. Jetzt durften die Leute im positivsten Sinne spinnen. So entstehen in einem alten Umfeld Netzwerke und spannende Impulse. Natürlich für sich ganz persönlich, aber auch für die Gemeinschaft, für das ganze Tal. Ich finde es sehr inspirierend, wenn Menschen die Ärmel hochkrempeln und gestalten wollen. Da strahlt Arbeit eine so unglaublich positive Energie aus. Eine Freude!

Schule: Schule als Ort der Freude. Da werde ich etwas verlegen.

JW: Es ist ein Kompliment.

Schule: Magst du mir verraten, wie aus deiner Sicht mein künftiges Innenleben aussehen könnte?

JW: Auf jeden Fall wäre es ein vielfältiges. Ein buntes, leises, lautes. Ein innovatives, ein traditionelles. Ein modernes, ein generationsübergreifendes. Ein turbulentes, gut überlegtes. Ein spontanes, fröhliches. Ein soziales. Und vieles mehr.

Schule: Klingt gut. Geht es auch etwas konkreter?

JW: Gerne. Du bietest soviel Raum und Platz. Den muss man nutzen. Start-ups können hier erste Aufträge generieren, Menschen stecken die Köpfe zusammen und suchen keine Probleme, sondern sie finden Lösungen. Musiker oder Theatergruppen treffen sich zu Workshops. Künstler aus dem Tal machen sich Gedanken, was man mit den Dutzenden Stühlen in den zahlreichen Räumen anstellen könnte.

Schule: Was denn zum Beispiel?

JW: Eben nicht nur darauf sitzen oder stehen. Die Künstler könnten daraus eine Installation machen und sie als „Stu(hl)baier“ verkaufen. Mit dem Erlös ließe sich etwa ein neues Projekt finanziell anschieben. Oder man spielt auf und mit den Stühlen eine „Mega-Reise nach Jerusalem“. 100 Stühle, 101 Mitspieler und Hunderte Zuschauer auf dem Pausenhof. Dazu Musik aus dem Tal, Wurst auf dem Grill und Fest. Der Sieger bekommt einen Preis, könnte etwa im ersten Monat mietfrei in einem deiner Räume arbeiten…

Schule: Meinen Segen hätte so eine Aktion. Ich bin ja sozusagen die Hausherrin.  Könntest du dir vorstellen, hier eine Zeit lang zu leben und zu arbeiten?

JW: Auf jeden Fall. Erstens gibt es hier im Tal noch eine sehr vielfältige Infrastruktur. Alles, was ich brauche, ist vorhanden. Zweitens liebe ich die Berge und drittens habe ich hier schon einen spitzenmäßigen Topfenstrudel gegessen. Dafür sterbe ich.

Schule: Sterben? Das lass mal. Komm‘ lieber wieder vorbei. (Anm. d. Red.: die Schule übernimmt schnell den Sprachgebrauch ihres Gegenübers. Tschullige Jörg, des hat miaßn sein.)

 

Fotos in der Galerie: Armin Kuprian