Ziel: Verwertung bestehender Strukturen

Wie schon unter dem Punkt „Graue Energie“ beschrieben, gibt es einige positive Aspekte für die Verwertung bestehender baulicher Strukturen. Neben dieser „Hardware“ gibt es aber auch „Software-Strukturen“, die im Kontext einer nachhaltigen, endogenen Regionalentwicklung wie dem Projekt „Alte Schule – Neues Leben“ zu betrachten und zu „verwerten“ sind. Kommunikative und funktionale Netzwerke sind Teil einer lebendigen und funktionierenden Gemeinde. Die Menschen kennen sich, sprechen miteinander und helfen sich gegenseitig mit ihren jeweiligen Kompetenzen (i.S.v. Du hilfst mir beim Ausmalen meines Zimmers und ich gebe Deinem Kind Nachhilfe o.ä.). In vielen alpinen Regionen gehen diese Strukturen alleine durch Migrationsbewegungen verloren. Alte Menschen sterben und junge BewohnerInnen ziehen weg. Dazu kommt, dass fast überall im deutschsprachigen Raum der Nachwuchs in den Handwerksberufen fehlt und sich immer mehr Menschen auch außerhalb ihrer Wohngemeinden beruflich v.a. im Dienstleistungssektor betätigen. In Regionen, die stark vom Tourismus geprägt sind, zieht dieser ganzjährig oder saisonal Arbeitskräfte an, die Tätigkeiten über­nehmen, die Einheimische nicht (mehr) machen, bzw. nicht auf derart geringem Lohnniveau.

Insofern laufen auch diese auf den ersten Blick florierenden Orte Gefahr, ihre kommunikativen und funktionalen Netzwerke zu verlieren. Geschieht dies tatsächlich, gehen damit auch automatisch die Ansatz­möglich­keiten für eine endogene Regionalentwicklung verloren.

Analysen und Forschung der regionalSynergie, aber auch der einfache Blick in Gegenden, die nicht durch Transittrassen oder (Massen-)Tourismus belebt wurden, zeigt, dass dies in vielen Bereichen der Alpen schon geschehen ist. Fährt man in die Seitentäler Tirols, kann man sich kaum vorstellen, dass sich in Tälern im Friaul oder Piemont Fuchs und Hase in komplett verfallenen Geisterdörfern „Gute Nacht“ sagen. Es gibt immer wieder wunderbare Beispiele, wo Menschen aus unter­schied­lichsten Gründen in die Täler zurückkehren bzw. diese wiederbeleben, es ist jedoch ungemein schwieriger, dies bei Null zu starten, als auf noch vorhandene und verwertbare „Hardware“ (z.B. Menschen, Häuser, Kulturlandschaft) und „Software“ (lokales Wissen, Netzwerke, Erfahrungen) aufzubauen.

So groß der Einschnitt durch die Corona-Pandemie im Tourismus war, so transparent wurden manche Entwicklungen plötzlich durch das Ausbleiben der Gäste und Saisonarbeiter. Insofern kann man Covid19 durchaus auch als Chance bzw. Startpunkt betrachten, sich mancher dieser Themen rechtzeitig anzunehmen, jetzt wo noch verwertbare Strukturen vorhanden sind.