Da die ursprüngliche Idee, der nach Wahlprogrammen gewählten VolksvertreterInnen mit ihren Strukturen, Prozessen und Einflussnahmen, unserer heutigen komplexen Welt v.a. hinsichtlich des Klimawandels und der Digitalisierung nicht überall (schnell genug) gerecht werden kann, stellt sich, wie auch unter dem Punkt „wünschenswerte Zukunft“ beschrieben, die Frage, wer überhaupt die AkteurInnen und Institutionen sind, die Zukunft gestalten? Welche Rolle kommt dabei der Politik, NGOs, privatwirtschaftlichen Unternehmen oder auch jedem einzelnen zu? Uwe Schneidewind, langjähriger Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie und Mitglied des Club of Rome, ist in seinem Buch „Die Große Transformation“ der Meinung, dass Veränderungen letztendlich von Individuen ausgehen, die in ihrem persönlichen, organisatorischen und gesellschaftlichen Umfeld neue Dinge anstoßen und damit den Stein ins Rollen bringen. Es braucht Einzelne („Change Agents“, „PionierInnen des Wandels“), die Potenziale und Handlungsräume erkennen und nutzen und sich vorgegebenen Strukturen nicht einfach anpassen. Solche Individuen nehmen ihre Verantwortung als BürgerInnen in besonderer Form wahr: sie verbinden sie mit ihrem Engagement als AkteurInnen in Unternehmen, Politik, Umweltverbänden oder lokalen Initiativen.
An dieser Stelle setzt das Projekt „Alte Schule – neues Leben“ an: die alte Schule in Neustift stellt eine Möglichkeit dar, ein Treffpunkt zum Austausch über mögliche und notwendige Veränderungen und ein Experimentierraum für das Umsetzen von Ideen zu sein. Gerade eine ländliche Gemeinde, „wo man sich vielleicht noch kennt“ und nicht in der Anonymität großer Städte untergeht, stellt eine überschaubare Größe dar, um Wirkung zu erzeugen und nicht an „Mühlen der Verwaltung“ oder zu vieler Entscheidungsinstanzen und unterschiedlichen „Lobby-Interessen“ zu scheitern.
Ein zukunftsweisender Weg die Dorfgemeinschaft und damit den Charakter der Gemeinde positiv zu gestalten, ist es, Angebote und eine Infrastruktur zu schaffen, um aktive Menschen (speziell auch junge Einheimische) zum Dableiben und wertvolle „Ausheimische“ zum Rückkehren zu bewegen. Aktuelle Forschungsergebnisse auch der regionalSynergie zeigen, dass Rück- und Zuwanderer ein tragender Teil der aktiven Zivilbevölkerung sind, wenn ihnen entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten geboten werden. Solche Individuen sind dann oft zentrale AkteurInnen, wenn es um Veränderung geht. Neben den Ein- und „Ausheimischen“, sollte auch „Urbanisierungsflüchtlingen“ bzw. in einer Tourismusgemeinde wie Neustift auch temporären Gästen ein entsprechendes Angebot bereitgestellt werden. Dafür werden Aspekte wie ein anregendes Umfeld, ein kreatives Milieu, Möglichkeiten zur Eigeninitiative und Gestaltung sowie eine tolerante aktive Dorfgemeinschaft immer wichtiger. Ein Hindernis für den Aufbau notwendiger Organisationskultur bzw. von „Institutionen“ besteht oft in der Finanzierung und Bereitstellung entsprechender Räumlichkeiten, wie sie gerade die alte Schule in Neustift bietet. Das dadurch mögliche Umsetzen von Ideen, kreativem Tätigwerden und Entwickeln langfristiger Prozesse schafft Veränderungspotential und steht – auch durch viel ehrenamtliches Engagement – jedenfalls in einem günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Gemeinde.