Ziel: notwendige Transformation

Abhängig von sich veränderten Werten, ökologischen, sozialen, ökonomischen und meist in der Folge politischen Entwicklungen betrifft Transformation viele gesellschaftliche Dynamiken. AkteurInnen, die ihr Umfeld nach ihren Vorstellungen durch Handeln oder institutionelle Arrangements (wie Gesetze und Vereinbarungen) verändern unser Umfeld. Die Wechselwirkung von wachsenden Städten und EinwohnerInnen-schwachen, ländlichen Räumen stellt eine dieser Herausforderungen dar. Transformation ist nicht überall direkt steuerbar, aber eine Gesellschaft, eine Stadt oder ein Dorf lassen sich gezielt verändern, wenn sich engagierte Individuen zusammentun, um Veränderungs­prozesse zu starten. Dies können Einzelpersonen, Initiativen, Vereine, Organisationen, Betriebe, GemeindevertreterInnen und Regionalmanagements aus ländlichen Regionen sein. Solche, die geblieben sind und in vielerlei Hinsicht zum Erhalt der Vitalität ländlicher Räume aktiv werden, oder die, die es in ländliche Regionen zieht und damit zur Wiederbelebung vieler Gemeinden bei­tragen. Zusätzlich aber beispielsweise auch VertreterInnen von Hochschulen, die einen gesell­schaft­lichen Beitrag leisten möchten, Transformationsprozesse erforschen und die Erkenntnisse öffentlich machen.

Die Notwendigkeit aufgrund des Klimawandels, Dinge in unserer Gesellschaft zu verändern, ist mittlerweile – jedenfalls in der Wissenschaft und großen Teilen der Bevölkerung – angekommen und unbestritten. Schon seit den 1970er Jahren (z.B. 1972 Bericht des Club of Rome) ist klar, dass die Menschheit mit ihrem v.a. in der industrialisierten Welt konsumfokussierten Lebensstil starken Einfluss auf die Ökologie des Planeten nimmt. Die Zeit ist sehr überschaubar geworden, die noch bleibt, um gegenzusteuern, bevor sogenannte Kipppunkte (Tipping Points – z.B. das 1,5 – 2 Grad Erderwärmungsziel) erreicht werden, an denen Kettenreaktionen in Gang kommen, die sich in absehbarer Zeit bzw. ggf. auch gar nicht mehr umkehren lassen. Naturkatastrophen und das immer weiter fortschreitende Artensterben stehen mittlerweile weltweit auf der Tagesordnung.

Aber auch im sozialen Bereich zeigen immer mehr Analysen und Erfahrungen im alltäglichen Leben Handlungsbedarf, möchte man einer immer stärker werdenden Ungleichheit entgegenwirken. Eine Studie der OECD aus dem Jahr 2015 zeigt: bis auf wenige Ausnahmen hat sich die Ein­kommens­ungleichheit in den meisten OECD-Ländern von den 1980er Jahren bis 2013 teilweise sogar deutlich erhöht. In all diesen Ländern ist ein eindeutiger Trend zu sehen, dass ein großer Teil des Wachstums in den Einkommen an das bestverdienende oberste Prozent bzw. die bestverdienenden obersten 10% geht und die untersten Einkommensschichten von ihrem Niveau oft sogar absinken. Nimmt man als Beispiel die USA, zeigen die Zahlen, dass zwischen 1975 und 2012 ca. 47% des Einkommenswachstums (vor Steuern) an das Top 1% ging. (Keeley, Brian (2015): Income inequality: the gap between rich and poor, Paris: OECD Publishing (OECD insights). S. 33f). Der Zusammenhang, dass steigende Ungleichheit in einer Gesellschaft zu immer größer werdenden Herausforderungen v.a. hinsichtlich des Zusammen­halts und des inneren Friedens führt, ist auch belegt. Höhere Kriminalität, mehr Streiks und ein sinkendes Niveau der körperlichen und psychischen „Volks­ge­sundheit“ sind wichtig zu nennende Folgen.

Diese und viele andere Herausforderungen müssen durch ein intelligentes Zusammenspiel und eine kooperative Herangehensweise gelöst werden. Dazu ist in vielen Systemen ein Lernprozess not­wendig, ist aber gleichzeitig auch ein Schlüssel, um Konventionen und verhärtete Fronten aufzu­brechen und eigene Interessen dabei nicht über andere zu stellen, sondern gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Gerade in einer Gemeinde wie Neustift, die nicht zuletzt immer weiter steigenden Tourismus­anfor­derungen – gepaart mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen – unterliegt, Einheimische beispielsweise unter immer weiter steigenden Immobilienpreisen leiden, ist be­völkerungs­weite Transparenz und Bewusstsein zu diesen Entwicklungen notwendig. Erst dann gibt es die Möglichkeit durch eigenes Handeln und die Auswahl der gesellschaftlichen (politischen) Vertretung Transformation einzuleiten oder auch selbst zu gestalten.