Ziel: Graue Energie

Das Thema Leerstand bzw. die Nach- und Umnutzung von Gebäuden ist v.a. aus einer Nachhaltig­keits­perspektive und dörflicher Identitätsstiftung von großer Bedeutung. Der Abriss und der Neubau von Gebäuden verursachen je nach Größe und Bauart eine mehr oder weniger große Menge von „grauer Energie“. Als solche wird „die Primärenergie bezeichnet, die notwendig ist, um ein Gebäude zu errichten. Graue Energie umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung.“ (https://www.baunetzwissen.de/glossar/g/graue-energie-664290).

Die Erhaltung bestehender Gebäude minimiert einerseits den Ressourcenaufwand bzw. die graue Energie, wobei dem, je nach Nutzung und Bauart, andererseits u.a. ein höherer Energiever­brauch durch beispiels­weise schlechte Isolierung gegenübergestellt werden muss. Diese Ver­gleichs­rech­nungen sind mitunter komplex und nur sehr arbeitsaufwändig zu erstellen, so dass sie bis heute selten im Detail durchgeführt werden.

Hinzu kann kommen, dass für die weitere Nutzung älterer Gebäude oft kosten­intensive, bauliche Investi­tionen zur Einhaltung aktueller Normen und Vorschriften (Brandschutz, Barrierefreiheit etc.) not­wendig sind und so – neben mangelnden innovativen Nutzungskonzepten – Hauptgründe für das Leerstehen von Gebäuden bilden.

Zur Einordnung der Größenordnung des Themas kann folgende Analyse sein: 2021 führten Business Upper Austria und die FH Oberösterreich mithilfe der DORIS-Gruppe in Ober­österreich eine Erhebung durch. Ergebnis: 120 Gemeinden meldeten Brachen mit insgesamt 277 Areale im Gesamtausmaß von 110 Hektar. Dieselbe Erhebung zeigt, dass sich die Gemeinden v.a. externe Unterstützung bei der Ideenfindung zur Revitalisierung, der Abklärung von Frage und Konzeptentwicklung von Leerständen wünschen. Gebäude und Brachen werden in Oberösterreich seit einiger Zeit systematisch in einer digitalen Standort­da­ten­bank erfasst und in regelmäßigen Abständen aktualisiert, da eine Übersicht über die relevanten Leerstände unerlässlich sei, um betroffene Eigentümer und Gemeinden seitens des Landes OÖ zielge­richtet unterstützen zu können. (https://www.land-oberoesterreich.gv.at/Mediendateien/LK/PK_LR%20Achleitner_­25082021_­Inter­net.pdf)

Am Beispiel der Schule in Neustift kommt zu einer Nachnutzung aus ökologischer Sicht noch eine ideelle Bedeutung dazu. Wie sich aus dem Kontakt und den Interviews mit vielen Neustifter BürgerInnen ergeben hat, haben viele einen emotionalen Bezug zum Gebäude, da sie selbst dort zur Schule gegangen sind und viele Kindheits­erinnerungen daran haben. Betreten sie das Gebäude, werden diese geweckt und alleine das regt in den Köpfen der Menschen etwas an, was als Momentum für mögliche Veränderungen genutzt werden kann.